Das wird jetzt unangenehm, aber nötig.
Wir glauben an Christus Jesus, den Sohn Gottes, das ewige Wort, d.h. den Logos. Durch ihn ist alles geschaffen und deshalb ist alles in der Welt logosförmig und mit Logos verstehbar. Der Logos ist zentral für das Christentum und deshalb erforschen wir den Logos. Der Gläubige ist ein Liebhaber des Logos. Warum? Weil er ein Liebhaber Christi ist, und Christus ist der Logos. Der Gläubige ist ein Liebhaber des Logos.
Was bedeutet das Liebhabertum des Logos? Es bedeutet, den Logos kennenzulernen, zu studieren, zu verstehen. Es sind die Wissenschaften des Logos, die dem Gläubigen nahe sind: Reden, Lesen, Schreiben. In dieser Reihenfolge. Die Apostel sind Männer des Wortes. Die Christen alle sind Menschen des Wortes. Warum ist die Predigt so wichtig? Na, da wird das Wort gehört. Es ist das Biotop des Wortes schlechthin. Neben Reden gehört also das Hören dazu. Aber das ist implizit. Ohne Hören gibt es auch kein Reden und umgekehrt.
In den letzten Jahren haben wir sehr viel Wert auf das Hören und das Zuhören gelegt. Das war uns wichtig. "Der Glaube kommt vom Hören." - Übrigens eine traditionelle Fehlübersetzung. Der Glaube kommt vom Gehörten. Das wäre korrekt. - Nun, was sollten wir denn dann tun, wenn es weniger um das Hören geht? Ja wir sollten endlich Reden. Und Lesen. Und Schreiben. Wir verstehen Christus, indem wir reden. Was ist das Gebet denn? Es ist Rede! Da passiert etwas. Reden ist zentral. Und dann Lesen. Warum Lesen? Was lesen wir denn? Na die Hl. Schrift. Ohne Lesen gibt es keinen Fortschritt für uns. Und dann? Schreiben. "Aber ich kann nicht schreiben." Doch, wir haben es nur nicht kultiviert. Warum du schreiben kannst? Wie Madsen singen: Du schreibst Geschichte...! Wir sind Teil der Apostelgeschichte. Wir schreiben sie fort. Deshalb: Lern Schreiben! Schreib! Schreib!
Also: Reden, Lesen, Schreiben. Das sind die primären Wege, um mit dem Logos umzugehen. Da passiert etwas. Warum kommen die meisten Gläubigen heute nicht dazu? Die Antwort ist einfach. Der Mensch steht vor einer Wahl: Netflix oder Reden, Lesen, Schreiben. Wer gewinnt? Netflix. Und damit case closed. Einen Film gucken ist meilenweit vom Logos entfernt. Es entspricht den niederen Teilen des Menschen, den Trieben und Leidenschaften, den Lastern. Nicht ohne Grund spricht man auch hier von Sucht. Wie Franz Werfel sagte: Das Kino ist völlig anders als das Theater, denn es nimmt nicht den Umweg über die Begriffe. - Damit der Mensch das Theater versteht, muß er sein Hirn einschalten. Damit ein Film funktioniert, muß der er sein Hirn abschalten. Das ist der Unterschied.
Warum fehlt den Gläubigen also Tiefe? Weil sie bei der einfachen Frage: Netflix oder Logos? immer bei Netflix rauskommen.
Aber Johannes, man kann von allem süchtig werden. Auch vom Logos! - Achja? Einfacher Versuchsaufbau: Wir nehmen zwei freie Tage. An Tag 1 gibt es binge watching auf Netflix. Ziel sind 16 Stunden Fernsehen. An Tag 2 gibt es binge reading im Studierzimmer mit der Bibel. Ziel sind 16 Stunden. Dann schauen wir mal, was leicht fällt und was Tugend benötigt. Dann wird es klar.
Und übrigens ist deshalb auch die Idee falsch, man müsse auf Netflix nur die richtigen Serien schauen, z.B. christliche Serien. Badumm, nein, falsch! Es geht um den Logos und der ist im Reden, Lesen, Schreiben. Nicht im Glotzen. The Chosen bringt uns nichts. Und wenn wir nicht lernen, endlich zu reden, zu lesen und zu schreiben, dann wird es nix mehr mit der Tiefe.
Vergessen wir nicht die Definition von Glauben: Zustimmung des Intellekts zur Wahrheit, die Gott offenbart hat. Es ist der Intellekt, nicht das Bauchgefühl. Das Bauchgefühl kann geformt werden und dem Intellekt entsprechen. Aber es folgt nicht aus dem Bauchgefühl, daß der Intellekt zustimmt. Tiefe bedeutet immer Intellekt, bedeutet immer Logos.