Strickland

Es gab ja doch einige Kommentare darüber, wie wir mit der Situation rund um die Amtsenthebung von Bischof Strickland umgehen sollen. Viele waren empört und haben ihrem Unmut etwas viel Raum gelassen. Andere wiederum haben das Handeln des Papstes in einer Weise gerechtfertigt, die ich gleichsam nicht nachvollziehen kann. Der gedankliche Austausch ist voll von Affekt. Mich verwundert das inzwischen schon länger nicht mehr. Die affektive Seite führt zu einer Entladung des Unmuts, aber nicht in das Handeln, was den Unmut besiegt. Es mag sein, daß viele ihrem Ärger in Kommentarspalten Raum geben. Aber wozu? Was nützt das? Führt das zu etwas, das nützt? Ich habe das noch nie erlebt.

Aus Gründen, die sich mir nicht erschließen, wird die ganze Frage des Umgangs auf das Handeln des Papstes zurückgeführt. Es stimmt: Der Papst ist wichtig. Aber ebenso richtig: Der Papst steht nicht über dem Evangelium. Die Frage ist deshalb nicht, wie das Urteil über Papst Franziskus zu fällen ist, sondern ob wir dem Evangelium treu sind. Es scheint, als würde unsere Pastoralität aus dem Papsttum hervorquellen. Das ist aber gerade nicht der Fall. Ich halte es für eine äußerst betrübliche Angelegenheit, den Glauben zu einer Entscheidung zwischen Christus und dem Papst zu machen, ganz egal wer auf dessen Stuhl sitzt. Mein Glaube hängt doch nicht vom Papst ab! Mein Verhältnis zu Christus hängt doch nicht davon ab, wie ich über den Papst denke! So als wäre mein Denken über den Papst wichtiger als das Evangelium selbst.

Aus praktischer Sicht bin dazu geneigt, das Handeln des Papstes für töricht zu erachten. Ich erkenne dies an jenen, die den Papst in seiner Bedeutung überhöhen. Das reale Leben der Menschen verliert hier den Primat. Für sie ist es nur eine Marginalie, ob Katholiken aus den Sakramenten, der Schrift, dem Gebet, den barmherzigen Werken leben. Sie halten scheinbar die Meinung über den Papst für wichtiger. Im Gegenteil hat eben das alltägliche Leben den Primat. Und wenn Papst Franziskus eins getan hat, dann daß die geprellten Gläubigen nicht mehr auf seine Stimme hören. Er hat sich selbst aus dem Spiel genommen. Es ist ein großer Vertrauensverlust.

Gewissermaßen ist das jetzt auch nicht wirklich neu. Das Pontifikat war von solchen Selbstuntergrabungen gesäumt. Auf dem Weg haben viele, die zunächst mit Wohlwollen diskutiert haben, aufgehört dagegen zu halten. Es ist sinnlos. Man ist politisch betrachtet am kürzeren Hebel. Die Frucht davon war die vertiefende Hingabe an das Evangelium, die Rückbesinnung auf das Zentrum. Wie sind an dem Punkt, daß der Gläubige gar keiner Stimme mehr zuhört: Papst, Bischof, Priester. Alles ist egal. Übrig bleibt nur die Stimme Christi, die Stimme der Heiligen, die Stimme des Gewissen.

Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag