Diktatur des Algorithmus

Das Hauptproblem der digitalen Medien ist die Dauerbeschallung des Tagesaktuellen und damit die Gefangenschaft im je Gegenwärtigen. Täglich kommt eine Nachricht, die die Aufmerksamkeit einnimmt, obwohl bedeutungslos, und sofort geht sie wieder,vum durch anderen Bullshit ersetzt zu werden. So setzt kein überzeitliches Erfassen, Begreifen und Festhalten ein.
Dieser Prozeß wird heute von den Algorithmen gesteuert, von Facebook, Google, Apple, usw. Sie halten den User in Atem. Er soll getriggert werden. Das ist das Ziel des Algorithmus. In dem Moment, wo der Algorithmus nicht mehr zu triggern vermag, ist er entmachtet.

Wenn man das erweitert auf die alten Medien, dann kann man sagen, daß die Redaktionen in Print und Funk und Fernsehen die lebendigen Algorithmen waren. Der Unterschied ist nur graduell, nicht wesentlich. Der Sieg des Menschen über diese Macht ist dann errungen, wenn er nicht mehr hinguckt. Er wird nicht getriggert, er wird nicht verarscht, sondern er ist in unbeirrbarer Ruhe. Ziviler Ungehorsam besteht darin, sich den Lebensrhythmus nicht von digitalen Medien vorschreiben zu lassen: weder alt noch neu noch frei oder sonstwas.

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