In der Mathematik ist es von besonderer Bedeutung, Darstellungen von Sachverhalten zu unterscheiden, ob sie kontinuierlich oder diskret sind. Also ob man die Punkte im Koordinatensystem verbinden darf oder nicht. Scheinbar ist dieses Wissen verlorenen gegangen. Denn wenn ich mir die einhelligen Kommentare zu den wirtschaftlichen Daten anschaue, dann wird einfach die Dynamik des status quo ante auf den status quo projiziert. Und nichts, rein gar nichts, könnte dümmer sein als das.
So sah ich heute die Weltwirtschaftsprognosen für 2023 des IWF. Rußland hat da ordentlich Minus, Italien und Deutschland sind auch im roten Bereich. Kommentar, unisono, aller Jubelperser der vereinigten Herren Ländern: Alles okay, die Russen gehen schneller Pleite als wir! bitte klatschen Sie jetzt
Nein. So funktioniert das nicht. Wenn zwei Läufer die 100m laufen, dann hat insbesondere der gewonnen, der im Ziel ankommt. Mag der eine schneller laufen, entscheidend ist, ob er ins Ziel kommt und nicht auf dem Weg dahin verreckt. Wieviele treten bei einem Marathon an, um dann nicht ins Ziel zu gelangen? Und das ist das Problem! Man kann nicht einfach die Linie in die Zukunft verlängern. Das funktioniert auf dem Papier, aber nicht in der Realität.
Die Lage, wie sie ist, spiegelt auch nicht die Realität wieder. Wir haben vielleicht nominell ein Wachstum der Wirtschaft die letzten Jahre gehabt. Aber real? Was passiert denn, wenn man die Finanzwirtschaft rausnimmt? Was bleibt da übrig? Wir haben da eine Asset Inflation gehabt und die treibt nominell das Wachstum, aber eben nicht real. Dieser Asset-Luftnummer stehen Schuldtitel entgegen, die keinen Wert haben (deshalb Luftnummer). Was aber passiert, wenn man die Luft aus der Blase läßt? Was sind 10%, 20%, 30% Abstieg? Nichts außer der Realität ohne rosa Brille.
Die entscheidende Frage wird nicht sein, wer wie schnell sinkt, sondern wer übrig bleibt. Und das ist das einzige Kriterium. Sieger ist, wer ankommt, und das ist eine Frage des langen Atems.