Mir fiel ein Gedanke zu: Gibt es eigentlich Alternative Medien, die nicht als rechts, rechts, Nazi, Nazi geframt werden? Ein gute Frage! Bei Wikipedia sah ich nach und fand unter der Kategorie: Online-Journalismus sowas wie die NachDenkSeiten (ok, inzwischen auch "verbrannt" für den Neusprech) und Tilo Jung, der gealtert, aber weiter naiv zu sein scheint. Anyway. Sonst nichts wirklich (abgesehen noch von tarnkappe.info, was allerdings eher zu eine Art Nostalgie führte und ein "ach, lang ist's her)". Sei es drum. Ich fragte mich, welchen Weg das so genommen hatte. Ein Schritt war eben als NachDenkSeiten kippten, d.h. laut Wikipedia 2015 wegen der colored revolution in 2014 in Kiew. Aber wie geht das? Indem man die Wikipedia kapert, indem man EsoWatch et. al. aufbaut. Was kam dann? Dann kamen die Influencer und dann die fact checker.
Die Fragen lauten eigentlich: Wann kamen die Figuren auf das Schachbrett? Und wann wurden sie eingesetzt?
Einige Daten:
Was haben diese Daten gemeinsam und was zeigen sie an? Was nützen diese Informationen?
Einmal: Die Wikipedia ist älter als die anderen Medien, die man unter social media subsumiert. Warum ist das interessant? a) Weil sich kein Konkurrent im Internet dagegen etablieren konnte b) weil die "offline Enzyklopädien" den Kampf mit der Wikipedia nach 2006 aufgegeben hatte. Es zeichnete sich ab. Und zwar war der Kampf so vernichtend, daß es nicht einmal mehr eine neue Auflage gibt. In dieser Phase, als die Plattformökonomien aufkamen, gab es eine gewalten Rutsch in der Wissensaneignung. Seitdem hat Wikipedia die Deutungshoheit.
Dann: Es gab zu den anderen Plattformen, die zwischen 2004 und 2006 noch andere Mitbewerber (denken wir an myspace insbesondere) hatten. Daß es heute die großen social media Konzerne gibt, ist eine Folge des Kampfs um Marktanteile aus dieser Phase. Andere Mitbewerber (gettr, telegram usw.) kamen erst Jahre später als Substitute hinzu, weil die Monopolstellung systematisch mißbraucht wurde (und wird). Das bedeutet nichts anderes, daß man in der frühen Phase der Plattformökonomien noch abwartete, auf welches Pferd man setzen sollte. Laut Wikipedia gibt es eine interessanten Artikel aus der FAZ von 2014 über Google+, als Google nämlich den Kampf mit Facebook aufgab. Zu dieser Zeit war der Kampf um die Plattform abgeschlossen. Es ging seitdem um den Kampf in der Plattform.
Weiter: Hier kommt nun Funk ins Spiel. 2016 in Stellung gebracht. Und sowas kommt ja nicht aus dem Nichts. Das braucht eine Vorlaufzeit. Wikipedia stellt das genetisch in den Zusammenhang mit dem Jugendprogramm der ÖRRs ("Neo"). Lineares Fernsehen wäre halt bei den Jugendlichen out und daher müsse man ins Netz. Doch selbst Wikipedia stellt nicht nur "Neo" und das Ende des linearen Programms in den Zusammenhang, sondern auch die Novelle des JMStV von 2015, die es wohl erst ermöglichte, funk so aufzubauen. Das müßte mal aufgearbeitet werden! Denn hier könnte einiges an zündfähigem Material liegen. Es liegt die Frage ja nahe, warum es überhaupt funk gibt und kein "erwachsenes" nicht-lineares "Fernsehen". Mir scheint es so zu sein, daß der Anspruch des "Jugendprogramms" der Toröffner war, um sich in das nicht-lineare Fernsehen einzuschleichen, ohne die Verbindung zum ÖRR klarzustellen. Der Deckmantel des Jugendschutzes erscheint mir jedenfalls eine günstige Begründung, um "redaktionellen Schmu" zu rechtfertigen.
Und nun, warum es Aktezeichen Rezo heißt: Am 18.5.2019 kommt Rezo mit seiner "Zerstörung der CDU" daher und erreicht gute Klickzahlen. Am 23.5., also fünf Tage später, erscheint er damit in der Tagesschau, so um Minute 6:37. Hö? Die Tagesschau zeigt Rezo? Was passiert? Die Klickzahlen gehen richtig nach oben. Laut Wikipedia gibt es schon am 20.5. Reaktionen bei der FAZ, am 21.5. bei der TAZ mit Verweis auf ca. 1,5 Mio. Klicks und laut welt sind es schon 5 Mio.
Es gibt viele virale Videos. Aber wenige, die so sehr und reichenweitenstark verstärkt wurden von den genannten Medien und Konsorten. Und das ging bis in das lineare Fernsehen.
Andere Zeit, anderer Ort: Am 4.5.2020, also ca. ein Jahr post-Rezos Zerstörung der CDU, geht ein anderes Video viral: "Gates kapert Deutschland" auf KenFM von Ken Jebsen. Innerhalb einer Woche 3 Mio. Aufrufe (laut swr3. Ohne Schützenhilfe von FAZ und taz und anderen. Und auch kein Beitrag bei der Tagesschau. Bill Gates, ohne virale Videos, hatte dagegen am 21.4.2020 bei den Tagesthemen (Ostersonntag) seine Sendezeit bekommen.
Und dann, am 24.5., wird nachgefeuert: Ein Statement von 70+ YouTubern (heute 90+). Und das ist umso interessanter. Denn nun scheint Rezo nicht als Einzelner, der für sich spricht, sondern als Klassensprecher der "jungen YouTube Community".
Man wollte die CDU abschießen und das hat man an dieser Stelle eigentlich getan. Der Untergang der Ära "Merkel" und wo für sie steht, stand da schon fest.
Ob es Verbindungen zwischen Rezo, den 90+, die er wohl vertritt, und funk gibt, das weiß ich nicht. Das sage ich ausdrücklich. Und es wäre sicherlich ein großes Fleißbienchen, dieser Frage nachzugehen. Klar allerdings ist, und das ist sicher, daß diejenigen, die eigentlich Reichweite hätten erfahren sollen, nämlich die seriösen Kanäle der alternativen Medien, nichts bekommen haben und definitiv nicht zu der "jungen YouTube Community" gehören.
Neben einer Aufarbeitung dieser Geschichte wäre es auch interessant zu schauen, wie eine "maiLab" aufgebaut wurde, um sie dort zu platzieren, wo sie hin sollte. Und das gilt für andere auch, die zu funk gehören. Und natürlich gilt das auch für fact checker wie mimikama oder den Volksverpetzer. Man müßte solche Wege nachzeichnen, auch soetwas wie SJW und wie das Phänomen aufkam.