"Ambiguitätstoleranz"

Wenn man so ein Wort ausspricht, dann muß man die gestikulierten Anführungszeichen à la Dr. Evil mitdenken. Ein solches Wort, das findet man im aktiven Wortschatz der Eminenzen und Exzellenzen. Ambiguität ist das AS-Wort für Mehrdeutigkeit. Es ist eine Stellungnahme des Herzens, die alles in einen Nebel hüllt, eine Abweichungszone, die möglichst groß ist. Sie ist der Grund, warum man in DE keinen Bischof findet, der ein klares Wort zu irgendwas sagt. Niemals gibt es ein "outen" von Positionen, sondern stets die "Offenheit" in alle Richtungen und den ausgelassenen Widerspruch: Wo man hätte reden müssen, da ist Schweigen.

Jesus sprach in der Bergpredigt im Abschnitt Schwören davon, daß die Rede des Menschen immer grade sein soll: Das Ja ein Ja, das Nein ein Nein. Aber was finden wir? Nichts dergleichen. Die Bischöfe befinden sich hierbei in der Nachfolge des Papstes. Er hat angefangen eine Nebelkerze nach der anderen abzufackeln und die Bischöfe denken sich: "Na wenn der das kann, dann kann ich das auch." Und so geht es weiter. Ein eindeutige Aussage kann nicht nachgewiesen werden. Immer ist da "Spielraum". Bei uns sagt man: "wackelt wie nen Kuhschwanz". Und so ist die Rede derjenigen, die eigentlich fest im Sattel sitzen sollten.

Die Folge dieses Nebels: Verwirrung. Niemand weiß mehr, was gescheit und katholisch ist. Es gibt keine Verbindlichkeit mehr. "Nimm was du kriegen kannst und gib es nie wieder zurück!" (Captain Jack Sparrow). So ist es. Jeder raubt sich das heraus, was ihm gerade paßt. Und diejenigen, die es ehrlich meinen, das sind die Gelackmeierten. Sie, in ihrem kindlichen Vertrauen, werden ausgenommen und blamiert.
Solange die Bischöfe in dieser Mehrdeutigkeit bleiben und nicht anfangen, Tacheles zu reden, wird von dieser Seite kein Input kommen, der hilft. Im Gegenteil: Wer einem Bischof in DE nicht zuhört, der tut ein gutes Werk. Erst wenn die Eindeutigkeit kommt, die Entschiedenheit, die von der letzten Seligpreisung ausgeht, dann kann man sein Ohr leihen.