Im 19. Jahrhundert tauchten im Rahmen der Naturphilosophie gewisse Ansichten über die Welt auf, die zum Allgemeingut der Gesellschaft geworden sind, und die als evidente Gründe dazu führen, den Glauben abzulegen. Man meint mit diesem Widerspruch, daß Wissenschaft und Glaube nicht miteinander in Einklang zu bringen sind. Deshalb hätte die Wissenschaft den Glauben widerlegt.

Wohl am prominentesten ist wohl der Widerspruch, der aus der Evolutionstheorie stammt. Dann folgte das mechanistische Weltbild, d.h. das Gott nicht handelt (aka: es gibt keine Wunder). Und schließlich der Psychologismus, daß der Glaube ein psychologisches Phänomen sei und vollständigt von dort aus erklärt werden könne. Das sind die drei wesentlichen Dogmen der Moderne, die für den Ottonormalverbrauche ein Hindernis darstellen, um glauben zu können. Sie werden mit der Muttermilch aufgenommen und sitzen fest in den Hirnen der Leute. Dabei gibt es seit über 100 Jahren keine Auseinandersetzung mehr mit diesen Dogmen. Warum? Weil sie damals widerlegt wurden. Bis heute gibt es keine Antworten, die diese drei Dogmen verteidigen könnten. Sie stehen auf haltlosem Grund, sind auf Sand gebaut.

Leider wirken diese Dogmen nach. Weil sie verinnerlicht wurden und selbst Leute der Kirche der Meinung sind, daß die Wissenschaft hier "triumphiert" habe über den Glauben, deshalb ist es so schwer, diese festsitzenden Vorurteile zu überwinden. In der Folge macht der Glaube weder in der Theorie noch in der Praxis Sinn. Nun haben Schlaue Jungs versucht, diese Dogmen mit der Kirche zu harmonisieren. Das ist geschehen mit insbesondere mit Pierre Teilhard de Chardin, einem Jesuiten, der meinte, er könnte die Evolutionstheorie und die Schöpfungslehre bzw. die Anthropologie des Glaubens mit dem Glauben vereinbaren. Das allerdings ist nicht möglich. Diese Ansichten schließen sich wechselseitig aus. Deshalb hat die Teilhard de Chardinsche Lehre nicht den Graben überwunden, sondern das feste Fundament des Glaubens zerbröselt und zu Sand gemacht. Am Ende bleibt nichts übrig. Solange es Gläubige gibt, die Teilhard de Chardin anhängen, solange wird das Problem auch nicht aus der Welt geschafft werden. Die Position des Glaubens muß dargelegt werden. Und hust die Position der allgemeinen Vernunft. Sie widersprechen sich nicht. Das muß gezeigt werden.

Widerlegung 1: Evolutionstheorie

Die Schwierigkeit der Evolutionstheorie besteht darin, herauszufinden, was sie eigentlich meint. Ursprünglich kommt sie von den "Darwinschen Finken" und der Behauptung, eine Art würde aus der anderen Art hervorgehen und zwar durch die zwei Prinzipien der Mutation und der Selektion. Es sind also drei Bereiche, die zu betrachten sind: (1) Phylogenese (2) Mutation (3) Selektion.

(1) Phylogenese Gemeint ist damit die Entstehung einer Art, indem eine Art aus einer anderen Art hervorgeht. Hier sind mehrere philosophische Fehler vorhanden.
A) Genetischer Fehlschluß: auch post hoc ergo propter hoc genannt. Die eine Art geht der anderen voraus, deshalb gibt es einen ursächlichen Zusammenhang. Das ist falsch.
B) Morphologischer Fehlschluß: Zwei Arten enthalten gleiche Merkmale. Also gibt es einen gemeinsamen Vorfahren, der die gleichen Merkmale besitzt und aus dem die Arten hervorgegangen sind. - Dieses Argument ist nicht konsistent. Ein Autobahnbelag besteht aus Beton, eine Kirche besteht aus Beton -> sie sind phylogentisch miteinander verwandt. Das ist Quatsch. Aber genau so wird mit Genen argumentiert. - Es gibt noch mehr Beispiele. Man könnte auch sagen Jack Daniels und Sagrotan haben gemeinsame Vorfahren. Das ist genauso falsch.
C) Naturalistischer Fehlschluß: Arten werden über ihre Eigenschaften definiert. Es ist nicht klar, was einen Gattungsunterschied und was einen Artunterschied begründet. So gibt es Hunderassen und dort gibt es seit Jahrtausenden Erfahrungen mit der Zuchtwahl. Zwar kommen in dieser Geschichte immer wieder neue Hunderassen vor, aber niemals eine neue Art bzw. eine neue Gattung. In der Evolutionstheorie gibt es kein Wesen und daher keine Wesensunterschiede.

(2) Mutation Niemand weiß, was das Wort Mutation im Sinne der Evolutionstheorie bedeutet. Lateinisch bedeutet es Veränderung. Das ist nicht weit weg von dem Problem des Heraklit und des panta rhei. Bei aller Veränderung muß es auch Dinge geben, die gleich bleiben (eben das Wesen). Die Veränderungen sind nicht beliebig, sondern abhängig von etwas, das Aristoteles Potenzialität genannt hat. Veränderungen sind abhängig von der Möglichkeit (als metaphysischer Begriff, nicht als logischer Begriff).
A) Interpretation als Zufall: Demnach gibt es zufällige Mutationen, die dafür sorgen, daß sich Eigenschaft eines Lebewesens ändern. Diese werden stabilisiert und so bildet sich eine neue Art. - Es gibt keine Definition des Zufalls. Es ist das "wissenschaftliche" Pendant zum "God of the Gaps", d.h. ein Wort, um eine Lücke auszufüllen.
B) Gradualität: Eigenschaften verändern sich nach der Mutationslehre schrittweise. Ein komplexes Organ wie das Auge wäre aus einfacheren Formen des Organs hervorgegangen. - Diese Idee ist völlig Quatsch. Das Auge ist eine Ganzheit. So etwas wie ein 2/3-Auge gibt es nicht. Es hat völlig andere Eigenschaften. Ein Hand mit vier Fingern hat völlig andere Eigenschaften als eine Hand mit fünf Fingern. Ein Hand mit einem Finger ist gar keine Hand.
C) Propabilistische Interpretation: Es gibt eine Wahrscheinlichkeitsverteilung um die Veränderungen zu beschreiben. Das wäre also so ähnlich wie beim radioaktiven Zerfall. - Diese Interpretation ist ebenso Quatsch, da die Anzahl der möglichen Permutationen so groß ist, daß zu wenig Zeit da war, um diese Theorie plausibel zu machen. Man stelle sich vor, man würde jede Woche einen 6er im Lotto ziehen und das sein ganzes Leben lang. Das ist immer noch wahrscheinlicher als die Mutation als Funktion einer Wahrscheinlichkeitsverteilung.
D) Paläontologie: Es fehlen übrigens die Fossilien, die diese Theorie bestätigen.

(3) Selektion Die Selektion, d.h. die Auslese, erfolgt nach dem Gesetz der besseren Anpassung. Ein Organismus, der aus dem evolutiven Prozeß hervorgeht, hat bessere Überlebenschancen und deshalb überlebt er.
A) Anfangsproblem: Was war der Startwert, d.h. wo ist der Ursprung der Auslese anzusetzen? Wie kommt man von 0 auf 1?
B) Es bestehen heute noch Einzeller, die ziemlich alt sind. Warum sollte überhaupt eine Selektion stattfinden?
C) Tautologie: Überlebt, was überlebt. Was nicht überlebt, das überlebt nicht. Was wäre die Widerlegung der Auslesetheorie?
D) Es gibt unendliche viele Gründe, warum Lebewesen sterben. Warum sollte das etwas mit Auslese zu tun haben? Leben und Sterben ist überhaupt nicht von der Selektion abhängig.

Nimmt man diese Probleme zusammen - und es gibt keine mir bekannten Widerlegungen davon -, dann fragt sich, was davon noch übrig bleibt? Ich glaube nichts. Und David Berlinski hat noch viel mehr zusammengetragen, was gegen die Evolutionstheorie spricht. Er bleibt bis heute unwidersprochen. Weil er recht hat.

Widerlegung 2: mechanistisches Weltbild

Bultmann sagte, ein moderne Mensch können nicht gleichzeitig elektrischen Strom benutzen und an die "Geister-und-Wunderwelt" der Antike glauben. - Wirklich? Hier findet gar kein Argument statt.

Im Grunde geht es bei dem mechanistischen Weltbild darum, daß alle Ereignisse ursächlich vollständig bestimmt sind, d.h. sie können mit den Mitteln der Physik etwa bestimmt und vorausgesagt werden. Denn die Welt ist kausal geschlossen.

Die Widerlegung hier von ist ziemlich einfach: Wir fahren auf die Autobahn auf und lenken die Karre bis nach Hamburg. Alle Schritte sind kausal determiniert. Der Physiker kann den ganzen Weg physikalisch beschreiben. Nur bei zwei Sachen scheitert er:
A) Warum zum Kuckuck nach Hamburg und warum nicht nach Berlin?
B) Wer steuert das Auto nach Hamburg? Ein Naturgesetz oder der vom freien Willen bestimmte Mensch?

Beide Fragen kann der Physiker nicht beantworten. Bei Frage A ist klar, daß der Mensch das Ziel "ins Navi" eingibt. Diese Zielwahl ist schon eine Sache des freien Willens und somit nicht vorhersagbar durch die Physik. Es gibt kein Naturgesetz, was dies leisten könnte. Es gibt damit ein Vermögen im Menschen, Ziele zu bestimmen. Oder wie es in der klassischen Philosophie heißt: Es gibt Finalursachen (Zweckursachen). Der Mensch kann diese Zwecke bestimmen. Es gibt keine Mechanik, die die Finalursache bestimmt. Ergo: Der Mensch hat einen freien Willen, handelt in dieser Welt ursächlich und wird in seinen Finalursachen nicht festgelegt (=determiniert).
Die zweite Frage B ist noch etwas unangenehmer, der der Mensch nicht nur auf der Ebene der Finalursache wirkt ("Siri, nach Hamburg verdammt nochmal!!"), sondern auch auf der Ebene der Wirkursache. Es ist ja der Arm und die Füße in Kombination, die das Auto steuern. Und wer steuert die Arme und die Füße? Der Mensch. Es gibt also eine Wirkursache, die ihren Ursprung im Menschen hat, damit der Mensch seine Organe gebrauchen kann, um in der Welt zu wirken. Damit sind zumindest nicht alle Wirkursachen festgelegt, sondern es gibt einen freien Willen, der den Menschen in der Welt wirkursächlich wirken läßt.

Der freie Wille selbst ist nichts Materielles, sondern geistig. Es ist der Geist des Menschen, der wirksam ist. Demnach ist das mechanistische Weltbild widerlegt.
Eine lebenspraktischere Widerlegung: Es muß einen geistigen freien Willen geben, sondern wäre der Mensch in allem determiniert und es gäbe kein ethische Verantwortung mehr und damit kein Recht, weil die Grundbedingung des Handelns, daß der Mensch für seine Taten verantwortlich ist, aufgehoben wäre. Der Naturalist kann das Recht nicht erklären.

Wie das Verhältnis von Geist zu stofflich ausgedehntem ist, das kann nicht völlig geklärt werden. Analog kann auch nicht erklärt werden, wie Wunder funktionieren. Wäre dies möglich, so gäbe es keine Wunder. Nun wird behauptet, daß Wunder die Naturgesetze berechen würden. Dieser Satz ist so nicht haltbar. Denn wie bereits gezeigt durchbricht der freie Wille bereits Naturgesetze, indem er wirkursächlich handelt. Das Argument giltet also nicht. Die Frage wäre eher danach zu bemessen, was denn ein Naturgesetz ist.
Und bedenken wir dabei die Menge der logischen Fehler, die uns durch die Lappen gehen: Der Physiker kann die Fallhöhe eines Apfels berechnen. Er rechnet dabei mit Hilfe der Naturgesetze den Weg zurück. Dennoch fällt der Apfel nicht zurück, sondern nur nach unten.
Von solcher Art gibt es noch mehr Fehler. So benutzt die Physik "entia rationis", also Verstandesdinge, denen keine realen Dinge entsprechen. Ein Beispiel hierfür wäre die Quadratsekunde. Sie besteht nur im Kopf, nicht in der Wirklichkeit. Die Menge der Kategorienfehler auf diesem Gebiet ist nahezu endlos.

Widerlegung 3: Psychologismus

Unter Psychologismus versteht man die Erklärung eines Phänomens als Hervorgang aus der menschlichen Psyche, d.h. daß bestimmte Phänomene nicht wirklich stattgefunden haben, sondern daß die Psyche dieses Phänomen erst erzeugt. Ein Beispiel für den Psychologismus wären die meisten Theorien Freuds, die tiefenpsychologische Erklärung der Literatur oder Typologien von C. G. Jung.

Das Hauptargument gegen den Psychologismus ist, daß das zu erklärende Phänomen gerade nicht durch die Psyche hervorgebracht wurde, sondern autonom ist. Das genügt. Ein solcher Fall liegt vor, wenn man etwa das Gute bedenkt. Das Gute und das Böse sind nicht Produkte der Psyche. Gerechtigkeit ist kein psychischer Zustand und hat überhaupt kein "psychisches Korrelat". Die großartigste (wenn auch von den wenigsten Menschen verstandende) Widerlegung des Psychologismus findet sich in der "Abschaffung des Menschen" von C. S. Lewis. Zuerst widmet er sich dem Spezialfall des Emotivismus (Werturteile beschreiben keine Wirklichkeit, sondern sind Ausdrücke für die Gefühle des Menschen über die Wirklichkeit), dann kommt die Verallgemeinerung. Das Beispiel, was er benutzt ist gut und geht ungefähr so: "Das Verbrechen ist abscheulich." - "Du meinst, du hast abscheuliche Gefühle über das Verbrechen." - "Nein, nicht meine Gefühle über das Verbrechen sind abscheulich, sondern das Verbrechen ist abscheulich. Meine Gefühle sind nicht abscheulich, sondern sehr angemessen."
Allgemein gesprochen substituiert der Psychologismus eine Sache durch ein psychisches Ereignis. Im Beispiel wird das Verbrechen durch das Gefühl ersetzt. Diese Bezüge sind weder identisch noch äquivalent. Nein, sind haben gar nichts miteinander zu tun. Zwei Menschen können auf die gleiche Sache verweisen und dennoch völlig unterschiedliche psychische Ereignisse damit verbinden. Der eine bekommt vom Sommerregen ein flaues Gefühl im Magen, der andere lebt auf in der Erinnerung an sein erstes Date, was bei diesem Wetter stattfand. In keinem Fall ist der Sommerregen ein psychisches Ereignis.

Im Hinblick auf den Glauben wird oft von der Auferstehung als psychisches Ereignis gesprochen (sog. Kontingenzbewältigung). Und der Glaube würde uns heute noch helfen, psychisch mit solchen Schicksalsschlägen klarzukommen. Der Punkt hierbei ist, daß das eigentliche Ereignis (JC = gekreuzigt) und die psychischen Ereignisse in der Folge davon nicht identisch sind. Gleiches gilt mit der Auferstehung. Der Psychologist muß sich dann die Frage gefallen lassen, warum die Anhänger des JC (=Julius Cäsar hier) nach seiner Ermordnung durch Brutus nicht auch von Auferstehung gefaselt haben. War das nicht ebenso traumatisch? Passieren Morde und Todesurteile nicht die ganze Zeit? Wie wäre es mit Sokrates und seinen Freunden?
Es ist also folgendes: Das Christentum behauptet, daß die Auferstehung entweder ein historisches Faktum ist oder Bullshit. Und dabei bleibt es.

Gesucht: neue Widerlegungen des Christentums

Ich hätte gerne einmal neue Widerlegungen gegen das Christentum. Mal ein paar neue Argumente, mal was zum Nachdenken. Nichts neu aufgewärmtes, nichts, was schon tausendmal besprochen wurde. So seriöse Einwände.