Die Christen behaupten, Jesus Christus sei nicht tot. Ist das so? Wenn ja, wie kann Christus lebendig sein, wenn er doch vor ~ 2000 Jahren gestorben ist?
Dieser mysteriöse Teil des Christentums ist Ostern. Jesus Christus, der menschgewordene Gott, hat genau wie du und ich einen Leib bekommen als er Mensch wurde. Ein Leib? Das bedeutet, dass ein Körper mit Geist ausgestattet ist oder kurz: Geist + Körper = Leib. Dieser Leib bezeichnet also nicht den Menschen als reine Materie, sondern als Menschen mit seiner Seele und seinem restlichen Wesen. Die Geschichte eines Menschen (also die Bio-grafie) ist damit verbunden. Im Tod löst sich nun die Verbindung „Geist + Körper“ auf. Ist damit der Leib hinfällig? NEIN! Denn der Leib enthält eben noch die Biografie, die Geschichte des Menschen. Das Leben ist ja etwas zeitgebundenes und etwas wachsendes. Dieses „Mehr“ muss sich irgendwie im Vergleich zum vorigen Zustand, dem „Lebensbeginn“ oder wie man es auch nennen mag, äußern.
Beim Sterben und mit dem Tod ist es nun so, dass Geist und Körper wieder getrennt werden. Ist damit der Mensch tot? Biologisch betrachtet definitiv. Der rührt sich nicht mehr. Wenn Jesus nun auch Mensch war und ebenso wie ein Mensch gestorben wurde, warum sollte er dann leben?
Und hier sind wir bei Christi Himmelfahrt und dem Credo der Kirche. Jesus Christus war tot. Doch im Reich des Todes war er nur für kurze Zeit – die symbolischen drei Tage – und ist dann aus dem Reich des Todes erstanden. Dann war Christus wieder bei den Jüngern. Hatte er dort einen neuen Körper oder gar einen neuen Leib? Einen neuen Leib hatte er nicht, der war und ist und wird immer derselbe sein. Doch er hatte einen neuen Körper. Und dieser Körper war kein biologischer Körper, sondern von anderer Qualität, denn Jesus konnte laut Auferstehungsberichten durch Wände gehen. Diesen Zustand, den Jesus hat, ist eine neue Schöpfung. Diese Schöpfung ist der Endzustand. Also das, was nach dem Paradies kommt. Wie kommen die Christen darauf, dass es so etwas geben wird?
Ursprung und Vollendung dieser These ist Genesis + Jesus. Wenn man die Paradieserzählung am Beginn der Bibel liest, stellt man fest, dass Adam (und Eva) bei Gott war(en). Gott erschien als Wolke im Paradies. Der Zustand war also bei Gott und nicht in Gott. Denn dazu hätte Adam in der Wolke sein müssen.
Jesus Christus verspricht, dass es eine neue Schöpfung in Gott geben wird. Dieser Zustand geht über den Paradieszustand hinaus. In das Paradies konnte die Schlange (der Teufel) eindringen. In Gott aber gibt es kein Böses, keine Gottesferne. Gott ist größer als das Paradies. Und dazu bedarf es einer neuen Schöpfung.
An Christi Himmelfahrt feiern wir nun dieses „mysterium fidei“. Christus hat das Paradies „übersprungen“. Er ist gleich in den Himmel aufgefahren. Denn Christus ist ja Gott. Er war, ist und wird in Gott sein. Und daher ist er auch mit seinem Körper entrückt worden. Er braucht keine Neuschöpfung, weil er schon alles hat.
Christus ist biologisch tot. Und er ist sogar so tot, dass er auch nach der Auferstehung nicht biologisch in der Welt ist. Biologisch betracht kommt er auch nicht wieder. Allerdings heißt es ja im „mysterium fidei“: Deinen Tod o Herr verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit. Am jüngsten Tag kommt Jesus Christus wieder. Die biologische Welt hört auf zu sein und Christus führt viele durch die Neuschöpfung „in die Wolke“, also in Gott. Wie das dann aussehen wird? Ich hab keine Ahnung. Aber ich weiß, dass Christus nicht aufgehört hat zu existieren. Das genügt mir für den Moment!
Hallo mobbischer,
du schreibst in deinem vorletzten Absatz „Christus hat das Paradies “übersprungen”. Er ist gleich in den Himmel aufgefahren.“ Das heißt, dass man – deiner Meinung nach – nach dem Tod nicht in den Himmel kommt, sondern viel mehr in einen „Wartebereich“, also das Paradies, bevor man am jüngsten Tag gerichtet wird und schließlich im Angesicht Gottes seine Sünden bekennt und nach seiner Reue ins ewige Himmelreich eingeht?
Vg pulle
Hallo Pulle. Ganz so ist es nicht. Man muss bedenken, dass das Paradies und dass dieses „Himmelreich“ – da wo Christus hinaufgefahren ist – außerhalb von Raum und Zeit sind. Das Paradies existiert neben Hölle bzw. Fegefeuer. Also gibt es einmal die absolute Gottesnähe (Paradies), die Läuterung zur Gottesnähe (das Fegefeuer) und die Gottesferne (Hölle). Diese existieren nebeneinander ohne Zeit! Was sie alle gemeinsam haben ist, dass die gesamte Schöpfung in ihnen drin ist. Also jeder Mensch, findet sich darin wieder. Allerdings ist damit der „Urzustand“ – vgl. Paradieserzählung Genesis – nicht wiederhergestellt, denn es sind nicht alle bei Gott. Das heißt konkret, dass die Schöpfung Gottes nicht vollendet ist. Die Vollendung wird durch Christus in der neuen Schöpfung – eben jenes Reich, wo Christus aufgefahren ist – gebracht. Dann ist die gesamte Schöpfung vollendet, der Urzustand wiederhergestellt. Alle, die nicht neugeschöpft worden sind, sind verworfen. Sie haben aufgehört zu existieren. Also somit ein klares Jein auf deine Frage :)
Wichtig ist, dass man die Bedeutung von Raum und Zeit vergisst. Wir können uns nur parallele Zeit oder lineare Zeit vorstellen. Aber es muss mehr geben. Was ist Ewigkeit? Ein einzelner Zeitpunkt oder unendliche viel Zeit? Ja weder noch. Ewigkeit hat keinen Anfang und kein Ende. Sie steht außerhalb der Zeit. Das können wir begrenzte Menschen nicht verstehen.
Du hast oben das Fegefeuer als „Läuterung zur Gottesnähe“ bezeichnet. Also ist das Fegefeuer eine Zeit des Einsehens und des Bereuens seiner Fehler im Weg zur ewigen Glückseligkeit bei Gott. Das würde allerdings wieder die Zeit Vorraussetzen. Natürlich kann in der Ewigkeit weder Zeit noch Raum existieren. Aber das Fegefeuer ist ja ein weiterer Weg, ein Abschnitt bis zur Ankunft bei Gott. Oder ist auch das Fegefeuer ewig? Wo läge dann der Sinn darin und vor allem wo läge der Unterschied zur Hölle?
Das Fegefeuer ist keine Zeit. Zeit und Raum bedingen sich. Wir können uns ohne Raum keine Zeit vorstellen und umgekehrt. Wenn das Fegefeuer außerhalb der materiellen Welt existiert, dann ist es zeitlos. Vorstellen kann ich mir das auch nicht.
Deine Vorstellung ist „Läuterung als Prozess“. Aber wieso sollte es ein Prozess sein?
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„Tausend Jahre für Gott wie ein Tag und ein Tag ist für Gott wie Tausend Tage“ (vgl. Psalm 90/ 2. Petrus). Mehr kann ich dir da eigentlich auch nicht sagen, weil wir uns zeitlose Existenz nicht vorstellen können. Aber genau das gibt es in Paradies/Fegefeuer/Hölle.